Mathias Kneißl

Mathias Kneißl war das älteste von sechs Kindern von Matthias (oder Mathias) Kneißl (1837–1892) und Therese Kneißl (* 1847), geborene Pascolini.

Kneißls Eltern bewirtschafteten zunächst ein Gasthaus in Unterweikertshofen, ab 1886 die Schachenmühle (nach anderer Darstellung Schachermühle) bei Sulzemoos. Beide Lokale waren Treffpunkte von Kriminellen, was vor allem von Therese Kneißl aktiv betrieben wurde. In diesem Umfeld lernte der jugendliche Mathias das Schießen und wurde zu ersten kleineren Straftaten verleitet, für die er mehrere kürzere Haftstrafen absaß. Sein Vater starb 1892, als ihn die Polizei wegen des Verdachts des Einbruchsdiebstahls in einer Friedberger Kirche verhaften wollte und ihn auf der Flucht verletzte; seine Mutter wurde zur selben Zeit wegen Hehlerei der bei dem Diebstahl erbeuteten Gegenstände für drei Monate inhaftiert. Daraufhin ging Kneißl mit seinen Brüdern auf Raubzüge. 1893 wurde er zum zweiten Mal verhaftet. Sein jüngerer Bruder Alois hatte bei einem Festnahmeversuch einen Polizisten angeschossen und starb nach vier Jahren im Gefängnis an Tuberkulose. Mathias Kneißl wurde zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung im Februar 1899 arbeitete er als Schreiner in Nußdorf am Inn.

Nach einem halben Jahr wurde Kneißl auf Drängen des Gendarmeriekommandanten Adam Saalfrank von seinem Meister entlassen, da seine Kollegen sich weigerten, mit ihm länger zusammenzuarbeiten. Er fand darauf wegen seines schlechten Leumunds keine feste Anstellung mehr.

Zusammen mit einem Komplizen unternahm er daraufhin erneut Einbrüche. Zwei Jahre lang wurde er von der Polizei gesucht. Nachdem sein Komplize gefasst worden war, setzte er schwer bewaffnet seine Raubzüge alleine fort, wobei er hauptsächlich Einödhöfe aufsuchte. Zu dieser Zeit plante Kneißl eine Auswanderung in die Vereinigten Staaten zusammen mit seiner Cousine und Geliebten Mathilde Danner. Bei einem Festnahmeversuch kam es am 30. November 1900 in Irchenbrunn bei Altomünster zu einem Schusswechsel, bei dem die zwei Gendarmen Benedikt Brandmeier und Wolfgang Scheidler so schwer verletzt wurden, dass sie später starben. Drei Monate später, im März 1901, wurde er im Aumacheranwesen in Geisenhofen bei Aufkirchen von 60 Polizisten gestellt. Diese beschossen das Haus, wobei Kneißl durch einen Treffer in den Unterleib schwer verletzt wurde.

Vom 14. bis 19. November 1901 fand vor dem Schwurgericht Augsburg der Prozess gegen ihn statt. Kneißl hatte sich wegen zweier Mordtaten, versuchten Totschlags sowie wegen schweren Raubes und räuberischer Erpressung zu verantworten. Bei der Gerichtsverhandlung, die von der Öffentlichkeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wurde, soll er gesagt haben: „Ich kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen, lieber geh’ ich selber zugrunde.“

Kneißl gab alle ihm zur Last gelegten Verbrechen zu, verneinte aber eine Tötungsabsicht gegenüber den beiden von ihm erschossenen Polizisten. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig wegen Mordes, wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, wegen räuberischer Erpressung und wegen schweren Raubes.

Der Gerichtshof verurteilte ihn daraufhin auf Antrag des Staatsanwalts wegen Mordes zum Tode und wegen der anderen Straftaten zu 15 Jahren Zuchthaus sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Berühmt ist Kneißl für das angebliche Zitat „De Woch fangt scho guat o“ bei der Urteilsverkündung. Der Vorsitzende, Oberlandesgerichtsrat Anton Rebholz, bat in einem Brief seinen Minister, das über Kneißl verhängte Todesurteil nicht vollstrecken zu lassen, was der Minister aber ablehnte. Kneißl wurde am 21. Februar 1902 kurz nach 7 Uhr morgens mit der Guillotine hingerichtet. Sein Scharfrichterwar Franz Xaver Reichhart.

Kneißl galt schon zu Lebzeiten als Volksheld. Das Volk, vor allem die Kleinbauern und Gütler, sahen in seinem räuberischen Leben etwas Revolutionäres, ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit. Es entstanden so Spottgedichte und Lieder wie die Kneißl-Moritat, die vom Kiem Pauli vertont wurde oder das treffende Lied von Ringsquandl

Kneissl Postkarte

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