Die Wilderer sind mitten unter uns

Ein Beitrag von: Der Postillion Informationsblatt des Volksmusikvereins Verein für bairische Kultur e.V.

Der Postillion Januar 2024 Die Wilderer sind mitten unter uns (1. Teil)

Wir alle kennen die Lieder und Geschichten der Räuber und Wilderer oder wenigstens die Namen von Georg Jennerwein, Matthias Klostermayr, bekannt als der Bayerische Hiasl, von Matthias Kneißl, vom Räu- ber Heigl und vom Bibra. Im Liederbuch des oberbayerischen Volksliedsammlers Kiem Pauli taucht noch eine weitere Reihe von Wildschützen auf, so Andre` Trischberger aus Gaißach bei Tölz oder Thomas Wasensteiner. Auch von durchziehenden Heeren und Besatzern wurde gewildert, bis die Wälder leergeschossen waren, ganz gleich ob es Schweden, Österreicher, Franzosen oder Amerikaner waren. In den Gerichtsakten zwischen 1800 und 1914, gibt es sehr viele, heute unbekannte Fälle von Wilderei und Morden. Die meisten der Wilddiebe, haben nicht aus purer Leidenschaft Wild geschossen, sondern aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Notlagen heraus, in die sie, aber oft von der Gesellschaft getrieben wurden. Aber es sind ihre Geschichten die uns immer wieder faszinieren. Ihr Auflehnen gegen die Vorschriften und die Schneid der Obrigkeit zu trotzen, erzeugt eine gewisse Bewunderung.

Im gesamten Alpenraum gab und gibt es auch heute noch, immer wieder Nachrichten über Wilderei.

In Molln, dem Ort in Oberösterreich, der eigentlich durch Stimmzungen- und Maul- trommelerzeugung bekannt geworden ist, gibt es ein Wilderermuseum. Kurz nach dem ersten Weltkrieg gingen viele Burschen des Ortes, zumeist Kriegsheimkehrer, in Grup- pen zum Wildpratschießen, in die Besit- zungen des Grafen Lamberg. Als 1919 ein gräflicher Förster ermordet wurde, veran- lasste das die Gendarmerie, fünf von ihnen obligatorisch, ohne Beweise festzunehmen. Ihre Kameraden befreiten sie unblutig und feierten das mit ihnen im Mollner Gasthaus Doleschal. Währenddessen wurde das Gast- haus von den Gendarmen umstellt und die Wildschützen wurden aufgefordert sich

verhaften zu lassen. Sie leisteten Wider- stand und obwohl sie unbewaffnet waren, wurden 3 Wildschützen getötet. Ein vierter wurde am frühen Morgen in seiner Woh- nung im Bett mit dem Bajonett erstochen. An die 3000 Personen nahmen am Begräb- nis der toten Wilderer teil, darunter viele politisch engagierte Arbeiter aus den Fa briken, die gegen die menschenverachten- de Vorgehensweise der Gendarmerie streik- ten. Auch die Zeitungen beklagten sich über das brutale Vorgehen. Der komman- dierende Offizier wurde in der Stadt Steyr, sogar mit Steinen beworfen.

Quelle: Wilderer Museum Molln

Die Wildererschlacht

Wer hat schon vom Wilderer Glocks Maxl aus dem Bayerischen Wald gehört?

Der Maxl soll sein sauberes Handwerk mit seinen Kameraden jahrelang betrieben haben, bis er wegen Mordversuchs an einem Grenzer 10 Jahre Zuchthaus, und vom Landgericht Passau 3 Jahre Gefängnis wegen Wilderns erhielt. Bereits nach 9 Monaten ist er an Auszehrung gestorben.

Quelle: Deutscher Jäger 1898

Bergbauernkind mit Jagdleidenschaft

Weil ihr der Zugang zum Beruf des Jagdkirch in Vorarlberg in den 1970er Jahren aufsehers verwehrt wurde, entschloss sich Wilddiebin zu werden.
Annemarie Rudigier aus Gaschurn/Feld

Wilderer, Räuber, Mörder
Der Wilderer Sepp Sattler von Deichselberg

Josef Sattler, geb. 1830 in Hart bei Tiefenbach im Lkrs. Passau, aufgewachsen in Höbersdorf bei Ottenkirchen auf dem Hof seiner Eltern. Der Vater ist leidenschaftlicher Jäger. 1857 steht Josef das erste Mal vor Gericht wegen Körperverletzung mit Todesfolge, infolge einer Rauferei. Die Strafe beträgt 2 Jahre Arbeitshaus in München. Ab 1858 gilt Wirtshausverbot in den Landgerichten Passau I und II, sowie in Vilshofen, für ihn und zwei Freunde. 1860 zweite Verurteilung gegen den Sepp, wegen Widersetzung, Körperverletzung und Jagdfrevel. Urteil: 8 Jahre Arbeitshaus. Zudem musste er die Gerichtskosten und die Alimente für 3 uneheliche Kinder zahlen. 1867 verkauft der Vater das Anwesen und zieht nach Deichselberg.

Beim Wildern mit 2 Kumpanen im Neuburger Wald, schoss der Sepp einen Polizisten an. Abbüßung in Rebdorf/Mfr. Von dort ent- kommt er 1861, wird aber bald wieder eingefangen. 1871, Anklage wegen Jagdfrevel, 4 Monate Gefängnis. 1874 Jagdfrevel und Widerstand, 3 Jahre Gefängnis. Juni 1877, Jagdfrevel, versuchte Morde an 2 Gendarmen, er flieht aus dem Gefängnis. Oktober 1877, Heidreuth, Gemeinde Tiefenbach, Ermordung des Gendarmen Michael Heisinger. 1878, Ermordung des Gendarmen Sebastian Schütz, dabei wird er selbst erschossen.

Oft hatte er Rückendeckung durch die Bevölkerung. Einmal soll er sich in einem Odelfass versteckt haben, mit dem der Bauer ausfuhr und so den Verfolgern entkommen sein. Ab Oktober 1877 werden die Gendarmen in den Ortschaften aufgestockt, die Belohnung zur Ergreifung, von 150 auf 300 Mark verdoppelt. Neben Liniensoldaten (Jäger), werden zur Verstärkung auch männliche Einwohner der jeweiligen Gemeinden durch behördliche Anordnung hinzugezogen. Diese wurden bewaffnet und mussten Streife gehen. Nach dem ersten Polizistenmord, schwindet der Rückhalt in der Bevölkerung.

1878 hatte ein Häusler den Gendarmen einen Tipp gegeben und der Sepp wird im Stadel des Bauern Rauscher gestellt. Zwei Gendarmen, Schütz und Hader, gingen von 2 Seiten auf den Stadel zu. Sattler feuerte auf Hader, ohne zu treffen. 2 Minuten später schießt Sattler auf Schütz, der sich zu nahe an den Stadel gewagt hatte, dabei wurde er tödlich in den Hals getroffen. Hader war nun allein, lief aber 1 Stunde fortwährend um den Stadel, um die 3 Ausgänge zu kontrollieren. In dieser Zeit wurde er laufend von Sattler beschossen. Dann trafen 2 weitere Gendarmen ein, gegen 20 Uhr dann 20 Mann des 9. Jägerbattallions aus Passau. Im ersten Tageslicht stürmten sie den Stadel. Man fand Sattler kniend und das Gewehr in den Händen mit einem Schuss durch den Hals, tot auf.

https://www.gemeinde-tiefenbach.de/wir-in-tiefenbach/ein-blick-zurueck/geschichten-aus-tiefenbach

Weitere Meldungen

2013 in Niederösterreich erschießt ein Wilderer 2020 in Falkenberg bei Eggenfelden findet derer 3 Polizisten und 1 Sanitäter. ein Jäger ein angeschossenes Reh.

In unserer Umgebung gab und gibt es sie auch Gretlmühle bei Landshut

Etwa ab dem Jahr 1890 wurde von staatlicher Seite in Bayern die Isar korrigiert, das heißt, die bis dahin in vielen hundert Seitenarmen und Verästelungen fließende Isar, wurde bautechnisch auf ein Hauptflussbett, zurückgedrängt. Nur bei Hochwasser wurden diese Nebenarme noch überflutet (sogenannte Altern). 1892 entstand in Gretlmühle, nordöstlich von Landshut ein Gasthaus, denn die Wasserbauer mussten verpflegt werden. Zuerst gab es nur eine Genehmigung für Bierausschank an die Ar- beiter. 1898 beantragt der Besitzer Lorenz Säumel, eine uneingeschränkte Konzession, die abgelehnt wird, weil er sich nicht an die Vorschriften gehalten habe. Er habe Bier und Brotzeit an jeden einkehrenden Gast, auch an Sonn- und Feiertagen verabreicht, wie wenn er bereits eine öffentliche Wirtschaftskonzession besitzen würde. Ebenfalls sei die Polizeistunde nicht eingehalten worden. Darum sei er mehrfach angezeigt und auch bestraft worden. Weil bereits 3 Wirtshäuser in der Gemeinde vor- handen sind und sein Anwesen abseits von jedem Verkehr liege und nur von wenigen weiteren Anwesen umgeben ist. Dadurch liege die Gefahr nahe, dass gewisse Leute dasselbe aufsuchen um in ihrer Weise der Zügellosigkeit und Ungebundenheit frönen zu können. 1902 ist dann doch diese Genehmigung erteilt worden. Sogar eine Kegelbahn gibt es bereits. 1898 wird aber noch eine Seilfähre über die Isar nach Alt- heim genehmigt, mit der Auflage u. a. keine Holz- und Wildfrevler zu befördern. Die Gäste sind, neben den Einheimischen, Fährenbenutzer und Wasserbauer, Fischer, Jäger und Forstarbeiter, später Naturfreunde und Ausflügler aus Landshut. Auf der Speisekarte stehen u. a. selbsthergestelltes Geselch- tes im Winter, sowie frische Fische. Der Wirt besaß einen unverwüstlichen Humor, konnte Zugharmonika spielen und singen. Etwa ab 1925 war er Jagdpächter der Gemeinde. Einen mächtigen Seeadler, der lange Zeit als Präparat in der Gaststube hing, hat er erlegt. Nun gab es aber zunehmend Wilddiebe, die besonders aus jungen Burschen der umliegenden Bauernhöfe bestanden und sich im Revier bemerkbar machten. Sie sollen den Plan gefasst haben, den Lenz zu erschießen. Der Jüngste von ihnen (17 Jahre) wurde mit dieser Aufgabe betraut. Mit ein paar Schüssen wurde der Lenz herbeigelockt, der den Schützen in den dichten Auwald hinein verfolgte. Der Wilderer versuchte den Lenz in die Enge zu treiben, geriet dabei aber selbst in einem ehemaligen Nebenarm der Isar in ein Sumpfloch, in dem er schließlich stecken blieb. Als er vom Lenz festgenommen wurde, gestand er seine Mordabsicht. Vor Gericht verriet er seine Komplizen und wurde bestraft. Zeitzeugen sagten aus, dass er im 2. Weltkrieg als Deserteur von der Wehrmacht erschossen wurde.

Quelle: Frauenberger Heimatbuch

Gump und Ganswürger treiben von Anfang der 1870er Jahre ihr Unwesen,

vom Donaumoos bis Wolnzach, Mainburg und Geisenfeld. In einem kleinen Gehölz bei Meilenhofen nähe Mainburg, dort war gerade Viehmarkt, fordern sie zu dritt drei Landleute auf, die mit 400 Gulden unter- wegs sind um Vieh einzukaufen, ihnen ihr Geld abzugeben. Als die sich wehren, erschießen sie sofort zwei von ihnen. Auf den Knien bittet der dritte um sein Leben. Gump wollte auch ihn Ferdinand Gump erschießen, Ganswürger sagte jedoch zu Gump, „Es ist genug, es langt schon für heute“ und sie ließen ihn laufen. Der dritte Räuber wurde nicht erkannt. Nach ein paar Wochen wurde im gleichen Gehölz der verweste Leichnam eines erschossenen Mannes gefunden, auf den die Beschreibung des Täters passte. Man vermutete, die Räuber hätten sich bei der Aufteilung der Beute zerstritten und dabei ihren Kumpan erschossen. Bei späteren Straftaten wurde auch der dritte Räuber nicht mehr gesehen. Als die Gendar-merie verdreifacht wurde um sie aufzuspüren, hatten sie unter anderem gerade einen Unterschlupf in Karlskron im Donaumoos bei einem Krämer. Als dieser zur Streife ins Aufgebot berufen wurde und darum abwe- send war, erschoss der allein anwesende Ganswürger die Frau des Krämers, nachdem er sie vorher missbraucht hatte. Er legte sie auf den Misthaufen mit einem Zettel auf der Brust, auf dem geschrieben stand, es sei ihr so geschehen, weil sie ihre Freunde an die Gendarmerie verraten habe. Ganswürger floh mit Gump nach Manching, dort trafen sie einen befreundeten, gerade am Fluss Paar seinen Beruf ausübenden und in schlechtem Ruf stehenden Fischer und nötigten ihm einen Sack Fische ab. Kurz darauf hörte dieser einen Schuss und lautes Jammergeschrei und dann noch einen Schuss, worauf es wieder still wurde. Am Tag darauf fand man den erschossenen Ganswürger an einer Brücke mit einem Schrotschuss im Rücken und einem zweiten, der ihm durch Schläfe und Gehirn gedrungen war. Gump verbarg sich in einem Häusl bei Reichertshofen. Der Gendarmeriekomandant von Hohenwart erhielt davon Kenntnis, wartete aber die Ankunft der übrigen Gendarmen nicht ab und wollte den Eingang stürmen. Eine Revolverkugel, von Gump abgefeuert, traf ihn durch die Lunge. Er verstarb schwerverwundet im Militärhospital in Ingolstadt. Gump wurde bald darauf in Wolnzach, beim Versuch sich Lebensmittel zu kaufen, erkannt und von einem kräftigen Bindergesellen so heftig zu Boden geworfen, dass er gebunden werden konnte. In der Fronfeste München starb er 1873 an Lungensucht = Tuberkulose.

Nach der Tat in Meilenhofen, waren in kürzester Zeit alle Waffengeschäfte in weiter Umgebung leergekauft. Die Bande überfällt u.a. am helllichten Tag das Postamt in Pfeffenhausen, das sich damals in der Brauerei zur Post befindet. Sie fesseln den Expeditor und plündern die Kasse.

Quelle: Heimatbuch Pfeffenhausen, Konrad Fahmüller

© Toni Meier

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